Anwendersicherheit im Pflanzenschutz
Anwenderschutz spielt im chemischen Pflanzenschutz eine entscheidende Rolle. Häufig lässt sich bereits durch einfache Maßnahmen wie Handschuhe und Ärmelschürzen ein effektiver Schutz gewährleisten. Normale Arbeitskleidung sowie alte oder defekte Schutzausrüstung bietet keinen ausreichenden Schutz vor Pflanzenschutzmitteln.
In diesem Beitrag geht es um effektiven Anwenderschutz für sicheren Umgang bei der Arbeit im chemischen Pflanzenschutz.
Direkter Umgang mit Pflanzenschutzmitteln
Auf persönliche Schutzausrüstung (PSA) muss im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln (PSM), speziell beim Ansetzen der Spritzbrühe, aber auch bei der Reinigung des Spritzgeräts, besonders geachtet werden. Durch passende Schutzkleidung soll möglicher direkter Kontakt zum Körper vermieden werden. Diese Ausrüstung sollte jenen Sicherheitsstandards entsprechen, die durch Symbole bzw. Textangaben auf den meisten Produkten angegeben sind.
Die BVL-Richtlinie für persönliche Schutzausrüstung im Pflanzenschutz (EU-konform) gibt verbindlich vor, welche Schutzausrüstung für die gängigsten Pflanzenschutzmittel als ausreichend gilt.
 Jedes Pflanzenschutzmittel hat eigene festgelegte Vorgaben. Halten Sie die Sicherheitshinweise auf der Verpackung und die Anweisungen der jeweiligen Gebrauchsanweisung unter allen Umständen ein. |
Arbeitskleidung gilt grundsätzlich nicht als Schutzkleidung, kann jedoch unter bestimmten Voraussetzungen und in Kombination mit einer entsprechenden Ärmelschürze aufgewertet werden. Vorausgesetzt wird ein Mischgewebe aus Baumwolle und Polyester mit einem Mindestanteil von 65 % Polyester und einer Stoffdicke von mindestens 245 g/m².
Schutzanzüge müssen der Norm DIN 32781 oder der Stufe C3 gemäß EN ISO 27065 entsprechen. Alternativ kann ein Chemikalienanzug Typ 3 (flüssigkeitsdicht), Typ 4 (spraydicht) oder einer höheren Norm gemäß EN 14605 verwendet werden. Geeignete Anzüge können durch das Piktogramm „Erlenmeyerkolben mit Blatt“ erkannt werden.
Ärmelschürzen bieten Schutz für den vorderen und seitlichen Bereich des Körpers, beginnend am Hals und bis zu den Schuhen. In Kombination mit langer Arbeitskleidung (siehe oben) kann ein vorgeschriebener Schutzanzug ersetzt werden. Geeignete Ärmelschürzen können entweder nach EN 14605 (Typ 3 oder 4) sowie durch EN ISO 27065 Stufe 3 zertifiziert sein. Diese können durch das Piktogramm „Erlenmeyerkolben mit Blatt“ erkannt werden.
Fußschutz sollte aus geschlossenen Schuhen der Sicherheitsklasse S2 oder Gummistiefeln der Sicherheitsklassen S4 oder S5 bestehen.
Schutzhandschuhe gibt es sowohl als Einweg- als auch als Mehrwegvariante. In beiden Fällen ist es jedoch wichtig, dass sie der Norm ISO 18889 G2 entsprechen. Dies wird am Handschuh durch das Piktogramm „Erlenmeyerkolben mit Blatt“ und dem Zusatz "G2" gekennzeichnet. In einigen Fällen ist es möglich, die geringeren Schutzklassen "GR" oder "G1" zu verwenden. Einweghandschuhe bieten den Vorteil, dass durch ihre Einmalverwendung eine geringere Gefahr der Chemikalienübertragung besteht.
Gesichts- und Augenschutz kann, wenn für das verwendete PSM vorgeschrieben, aus einer dichtsitzenden Korbbrille, einem Gesichtsschild oder einem Visier bestehen. Beim Kauf ist unbedingt darauf zu achten, dass dies mit einem geeigneten Atemschutz kombinierbar ist.
Atemschutz ist für einige Pflanzenschutzmittel vorgeschrieben. Die Mindestanforderung ist eine zertifizierte partikelfiltrierende Halbmaske. Die Schutzwirkung hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die korrekte, dichte Passform im Gesicht, die richtige Lagerung und die Alterung der Filterelemente. Hierbei sind unbedingt die Angaben des Herstellers zu beachten.
Tipp:
Mit der Verwendung von Mehrbereichskombifiltern werden die Vorschriften der meisten Pflanzenschutzmittel erfüllt.
Erlenmeyerkolben mit Blatt
= Schutz gegen Pflanzenschutzmittel
Schutzkleidung, die entsprechend der Norm EN ISO 27065 oder DIN 32781 zertifiziert wurde, kann mit dem Piktogramm „Erlenmeyerkolben mit Blatt“ gekennzeichnet werden.
G2
= Schutz vor Konzentraten
Geeignet für den Umgang mit konzentrierten Pflanzenschutzmitteln.
Anwenderschutz während der Ausbringung
Auch wenn bei der Ausbringung schon eine verdünnte Form des Pflanzenschutzmittels vorliegt, sind je nach Art des Geräts immer noch bestimmte Risikofaktoren gegeben. Demnach gibt es hier verschiedene Möglichkeiten, sich zu schützen. Die wichtigste Maßnahme besteht jedoch darin, die Übertragung von Pflanzenschutzmitteln vom Mischen bis zur Kabine, beispielsweise durch das Tragen von Handschuhen, zu verhindern.
Jene Schutzausrüstung, die für das Ansetzen der Spritzbrühe verwendet wird, sollte am Anmischplatz oder in einem geeigneten Staukasten am Gerät sicher aufbewahrt werden.
| Bereits kontaminierte Schutzkleidung sollte niemals in die Kabine mitgenommen werden. |
Den besten Anwenderschutz beim Ausbringen bietet eine spezielle Überdruckkabine, die von einigen Traktorherstellern sowie spezialisierten Umrüstern angeboten wird. Bei Standard-Kabinen hat sich als effektive Möglichkeit bewährt, den Standard-Kabinenfilter durch einen Aktivkohlefilter zu ersetzen.
Grundsätzlich empfiehlt sich:
- Kabine (soweit vorhanden) geschlossen halten
- Ausbringung gegen die Windrichtung
Allgemein gilt: Je weniger Schutz beim Ausbringfahrzeug vorhanden ist, desto mehr persönliche Schutzausrüstung (PSA) sollte verwendet werden.
Kabinenfilter
Besonders für Fahrer von Traktoren und anderen Maschinen im Pflanzenschutz sind Aktivkohle-Kabinenfilter von großer Bedeutung.
Diese Filter schützen vor potenziell schädlichen Substanzen, darunter Staub, Aerosole, Gase und Dämpfe, die in die Kabine eindringen können.
Beachten Sie bitte die Wechselintervalle der jeweiligen Hersteller.
